Quellensammlung Teil A

5: Endphase des britischen Mandats, UN-Teilungsplan und

“Bürgerkrieg”, 1945 bis Mai 1948
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Bearbeitungsstand / update 19.8.2024

A5.1. Aus dem Bericht des Englisch-Amerikanisches Untersuchungskomitees, Lausanne, 20.5.1946

Mit der Beauftragung eines gemischt englisch-amerikanischen Komitees am 4.2.1946 zur Untersuchung der Situation der Juden in Europa nach Kriegsende und zur damit verbundenen Palästinafrage wurde die Problematik in einem ersten Schritt in internationale Verantwortung übergeben. Die Kommission hatte jedoch nur beratenden Charakter.

Kapitel I. Empfehlungen und Kommentare
Empfehlung Nr. 1. Wir müssen berichten, dass die Nachrichten, die wir über andere Länder als Palästina bekamen, keine Hoffnung auf eine substanzielle Unterstützung gab, Aufnahme für Juden zu finden, die Europa verlassen wollen oder dazu genötigt werden. Aber Palästina alleine kann dem Emigrationsbedürfnis der jüdischen Opfer der nazistischen und faschistischen Verfolgung nicht begegnen, die ganze Welt hat Verantwortung für sie und in der Tat für die Umsiedlung aller ‚dis-placed persons‘. […]

Empfehlung Nr. 2. Wir empfehlen: a) dass sofort 100.000 Bescheinigungen genehmigt werden für die Aufnahme von Juden in Palästina, die Opfer der nazistischen und faschistischen Verfolgung gewesen sind; b) dass diese Bescheinigungen soweit es geht noch 1946 erteilt werden und die gegenwärtige Einwanderung so schnell, wie es die Umstände erlauben, vorangetrieben werden.
Kommentar: […] Wir kennen kein anderes Land als Palästina, in das die große Mehrheit in unmittelbarer Zukunft gehen kann. Darüber hinaus ist es, wohin fast alle von ihnen gehen wollen. Dort sind sie sicher, ein Willkommen zu erhalten, das ihnen anderswo verweigert wird. Dort hoffen sie Frieden zu bekommen und ihr Leben neu zu beginnen. […]
 

 

Empfehlung Nr. 3. Um ein für alle Mal über die exklusiven Ansprüche von Juden und Arabern in Palästina zu befinden, betrachten wir es als entscheidend, dass eine klare Stellungsname zu den folgenden Prinzipien erfolgen sollte:
I. Dass in Palästina Juden nicht Araber beherrschen und Araber nicht Juden beherrschen sollen. II. Dass Palästina weder ein jüdischer, noch ein arabischer Staat werden soll. III. Dass die Art der endgültig zu etablierenden Regierung unter in-ternationalen Garantien die Interessen von Christentum und jüdischem und muslimischem Glauben im Heiligen Land umfassend schützen und bewahren soll.
So muss Palästina letztendlich ein Staat werden, der die Rechte und Interessen der Moslems, Juden und Christen gleichermaßen garantiert; und den Einwohnern als Ganzes die weitestgehende Maßnahme der Selbstverwaltung in Übereinstimmung mit den drei oben genannten übergeordneten Prinzipien zugesteht.
Kommentar: […] Es ist hierfür weder gerecht noch praktikabel, dass Palästina entweder ein Arabischer Staat werden sollte, in dem eine Arabische Mehrheit das Schicksal der jüdischer Minderheit kontrollieren würde, noch ein jüdischer Staat, in dem eine jüdische Mehrheit das einer arabischen Minderheit kontrollieren würde. In keinem der beiden Fälle würden Minderheitengarantieren einen adäquaten Schutz für die untergeordnete Gruppe bieten. […]
Palästina muss dann als ein Land etabliert werden, in dem die legitimen nationalen Ansprüche sowohl von Juden, als auch von Arabern miteinander vereinbar sein können, ohne dass die eine Seite die Oberhand der anderen fürchten muss. Unserer Ansicht nach kann das unter keiner Art von Verfassung geschehen, in der die reine Mehrheit entscheidend ist […].

 

 

Empfehlung Nr. 4. Wir sind zu der Schlussfolgerung gekommen, dass angesichts der Feindschaft zwischen Juden und Arabern und insbesondere der Entschlossen-heit von jedem der beiden, die Vorherrschaft zu erlangen, wenn nötig mit Gewalt, jetzt oder in nächster Zeit nahezu sicher jeder Versuch, entweder einen unabhän-gigen Palästinensischen Staat oder unabhängige Palästinensische Staaten zu etab-lieren, in eine Art Bürgerkrieg führen würde, der den Frieden in der Welt bedrohen könnte.
 

 

Kapitel III. Die politische Lage in Palästina
1. […] Die Peel Commission [1] erklärte in einem der letzten Kapitel ihres Berichts: […] Jeder intelligente Araber und Jude ist zu einer Antwort auf die Frage gezwungen: ‚Wer wird am Ende Palästina regieren? … Aus inneren und äußeren Gründen er-scheint es wahrscheinlich, dass die Situation, so schlecht sie jetzt ist, schlimmer werden wird.‘ Der Bericht schlussfolgerte mit dem Hinweis auf ‚Streit und Blut-vergießen in einem dreimal geheiligten Land.‘
2. Neun Jahre ist es her, seit die Peel Commission ihren Bericht verfasste. Die Empfehlungen blieben unerfüllt, aber die Analyse der politischen Bedingungen ist noch gültig und eindrucksvoll.[…] Die Araber betrachten die Mandatsregierung mit Vorwürfen und Zorn. Sie wird nicht nur verbal verurteilt, sondern mit Bomben und Schusswaffen von organisierten Banden jüdischer Terroristen angegriffen. […]
5. Die arabische politische Führung ist noch in den Händen einer kleinen Zahl von Familien, die bedeutend in der Osmanischen Zeit waren, von denen die angesehendste die Husseinis sind. Diese Familie kontrolliert die wichtigste der arabischen politischen Parteien, die Palestine Arab Party, die förmlich 1935 gegründet wurde. Deren Ziele und die aller arabischen Parteien in Palästina sind der sofortige Stopp der jüdischen Einwanderung, das sofortige Verbot von Landverkauf an Juden und die Gewährung der Unabhängigkeit für einen Staat, in dem die arabische Mehrheit beherrschend wäre. […]

 

[1] Zur Peel-Commission siehe oben, Teil 4 (noch in Arbeit)

 

 

 

 

 

 

8. So wie die arabischen politischen Parteien unerschütterlich gegen jüdische Einwanderung sind, so sind die verschiedenen jüdischen Parteien, selbst wenn einige die Idee eines Jüdischen Staates kritisieren, alle eins in ihrer Befürwortung unbegrenzter Einwanderung, der Abschaffung der Beschränkungen für den Land-verkauf und für die Außerkraftsetzung des Weißbuchs von 1939. […]
11. Die [Jewish] Agency ist so mächtig geworden und ihr Prestige durch ihre Er-folge so gewachsen, dass ihre hartnäckige Weigerung, bei der Umsetzung des Weißbuchs mitzuwirken, die Regierung jetzt dazu gebracht hat, sie als eine ein-deutig gefährliche Einflussmacht zu betrachten. Vom Standpunkt der Regierung Palästinas aus gesehen erscheint sie als eine Kraft der Spaltung, zum Teil aus Gründen außerhalb der Kontrolle der Agency, zum Teil aus Gründen ihrer eigenen Aktivitäten.

 

 

Kapitel V. Die jüdische Haltung [2]
[…] 8. Die Juden in Palästina sind überzeugt davon, dass die arabische Gewalt sich ausgezahlt hat. Den Arabischen Aufstand hindurch befolgten die Juden in der Nationalen Heimstätte trotz aller Provokationen den Anordnungen ihrer Führer und übten eine bemerkenswerte Selbstdisziplin. Sie schossen, aber nur in Selbstverteidigung; sie übten selten Vergeltung an der arabischen Bevölkerung.  Sie stellen mit Bitternis fest, dass der Lohn für diese Zurückhaltung die Konferenz und das Weißbuch von 1939 waren. Die Mandatsmacht, argumentieren sie, gab der Gewalt nach, strich die Einwanderung zusammen und verursachte somit den Tod von Tausenden Juden in Hitlers Gaskammern. Die Araber, die auf Gewalt zurückgriffen, erhielten substanzielle Zugeständnisse, während die Juden, die ihren Glauben in die Mandatsmacht setzten, gezwungen wurden zu akzeptieren, was sie als eine Verletzung des Geistes und des Buchstaben des Mandats betrachten.
9. Ein unmittelbares Ergebnis des Erfolges des arabischen Terrorismus war der Beginn des jüdischen Terrorismus und, noch bedeutsamer, ein Schließen der Reihen, eine Straffung der Disziplin und eine allgemeine Militarisierung des jüdischen Lebens in Palästina. Die Agency wurde zum politischen Hauptquartier einer Bürgerarmee, die spürte, dass sie zu jedem Zeitpunkt bereit sein müsste um ihre Existenz zu kämpfen. Seine natürlichen wie gesetzlichen Rechte beraubt, wie er glaubte, begann der palästinische Jude den Glauben an die Mandatsmacht zu verlieren. Der gefährliche Glaube verbreitete sich, dass nicht Geduld sondern Gewalt nötig war um Gerechtigkeit herzustellen. Die Position der Gemäßigten, die auf Selbstbeschränkung und Vertrauen in Britanniens versprochenes Wort mahnten, wurde immer mehr untergraben; die Position der Extremisten, die eifrig ein Blatt aus dem arabischen Handbuch übernahmen, verstärkte sich zunehmend. […]

Anglo-American Committee of Inquiry, Report to the United States Government and His Majesty’s Government in the United Kingdom, Lausanne, Switzerland April 20, 1946. United States Government Printing Office,Washington 1946. Online
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[2] N.B.: Es gibt keinen Abschnitt “Die arabische Haltung”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

A5.2. Ankunft des Flüchtlingsschiffes “Theodor Herzl“ in Haifa am 14.4.1947 

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Ausschnitt:

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        ”…& homes…“

Unknown, "Refugee Ship Theodor Herzl Prepares to Dock" (1947). Alicia Appleman-Jurman Photographs. Image 9. digitalcommons
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Wie in den meisten anderen Fällen auch (Ausnahme Exodus, siehe unten) brachten die Briten die illegalen Flüchtlinge mit Waffengewalt nach Zypern in ein Gefangenenlager.

A5.3. Anhörung eines Vertreters der Jewish Agency, Moshe Shertok, zur Zukunft Palästinas vor der UN-Kommission für Palästina (UNSCOP) in Jerusalem am 16. Juli 1947

Moshe Shertok wurde später erster Außenminister Israels unter dem hebraisierten Namen M. Sharett.

SPECIAL COMMITTEE ON PALESTINE 33. Sitzung, Jerusalem, Palästina, 16.7.1947

Zuerst möchte ich Ihnen eine moralische Überlegung darlegen, gleichwohl eine moralische Überlegung in Eigeninteresse. Die Juden kommen hierher um zu blei-ben, sie kommen her um zu leben, möglicherweise auch oder wenn notwendig um zu sterben. Sie kommen nicht hierher um zu herrschen. Sie kommen nicht her auf der Suche nach gut bezahlten befristeten Jobs. […] Sie identifizieren sich mit die-sem Land. Es ist ihr Land. Das ist es, was sie glauben. Sie sind ganz und gar und unwiderruflich mit ihm verbunden. Es ist ihre Heimat. In dieser Heimat und drum herum, in ihrer eigenen Mitte, wollen sie keine Armut, kein Elend, Unwissenheit, soziale Unterdrückung sehen. Sie wünschen sich die Luft von Palästina gereinigt von diesen verderblichen Einflüssen, weil es die Luft ist, die sie und ihre Kinder atmen müssen. Es ist eine Frage des eigenen Interesses.

Zweitens gibt es ein anderes zwingendes, vielleicht ein etwas zwingenderes Eigeninteresse materieller Art. Die Juden sind in Sorge, ihren Lebensstandard vor der Konkurrenz billiger Arbeitskraft zu schützen, vor dem Anwachsen von Armut, Unwissenheit und sozialer Ungleichheit. Die Angleichung nach oben ist für sie ein Prozess der Selbstverteidigung. Die Angleichung des Juden nach unten zum Araber hin ist eine administrative Annehmlichkeit für die Briten. Aber die Angleichung des Arabers nach oben auf das Niveau des Juden ist eine Frage der Selbstverteidigung für den Juden.
Drittens, noch einmal auf der materiellen Ebene, wären die Juden am lebhaf-testen daran interessiert. die Kaufkraft der arabischen Bevölkerung für die jüdischen Industriewaren zu erhöhen. Die Expansion des Binnenmarktes ist die Hauptquelle für die Stärke der jüdischen Industrie. […]

 

 

Fünftens. Die Beziehungen der Juden – nennen Sie es, wie Sie möchten, Jüdi-scher Staat, Jüdisches Palästina – mit den Nachbarstaaten wird zuvorderst davon abhängen, wie die Araber von den Juden in ihrem eigenen Staat behandelt wer-den. Da die Juden auf allen Seiten, außer vom Meer her, von arabischen Gebieten umgeben sind, wäre es für sie eine elementare Frage des Selbstschutzes, ihre Hände und ihr Gewissen rein im Hinblick auf die Araber zu halten.
Zuletzt ist die sechste Garantie für die Araber die Präsenz von jüdischen Gei-ßeln in allen orientalischen Ländern, und tatsächlich auch die Präsenz von jüdischen Geißeln in der ganzen Welt, die für immer eng – und im Lauf der Zeit immer enger mit den Jüdischen Palästina verbunden sind. Das Jüdische Palästina wird sich für dieses Verhalten gegenüber den Fremden in seiner Mitte so verantwortlich fühlen, dass es keinen Grund für die Verfolgung oder Vertreibung von Juden irgendwo anders geben wird. […]
Es gibt vier Faktoren, die in der heutigen Situation zusammenkommen und ei-nen Jüdischen Staat zu einer dringlichen internationalen Notwendigkeit machen.
Der erste ist das Erwachsenwerden des Yishuv, seine Reife. Er fühlt sich über die Bänder jedweder Gängelei hinausgewachsen – Mandat oder Treuhand, nennen Sie es, wie Sie wollen.
Der zweite ist die allgemeine internationale Struktur des Nahen Ostens, der Länder um uns herum. Sie sind alle Staaten; sie haben ihre Unabhängigkeit er-reicht. […]

 

 

Drittens gibt es ein zwingendes Bedürfnis nach breiter Einwanderung und Ansiedlung in diesem Land um die überlebenden Reste des europäischen Judentums, die bedrohten Juden des Orients zu retten und unser Werk hier auf sehr feste Grundlagen zu stellen; und das kann nur vollständig gelingen, wenn wir Instrumente staatlicher Macht in unseren Händen haben, will heißen, wenn staatliche Macht in die Hände derer gegeben wird, die ein elementares Interesse an dieser Tätigkeit haben.
Und viertens geht es hier um die Zukunft des jüdischen Volkes, den Status des jüdischen Volkes in der Welt. Es ist die Frage, ob dem jüdischen Volk ein für allemal geholfen wird aus der Geißel der Heimatlosigkeit herauszukommen, indem man ihm einen Boden unter den Füßen gibt auf dieser Erde, und das kann nur in diesem Land geschehen. Wir glauben, dass es keine wirkliche Aussicht auf Frieden gibt ohne die Übertragung eines definitiven politischen Status der international anerkannten und garantierten Unabhängigkeit an uns.

United Nations General Assembly, A/AC.13/PV.33, 16 July 1947
Unites Nations Information System on the Question of Palestine, UNISPAL  Übers.: W.G.
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A5.4a) Das Flüchtlingsschiff .”Exodus 1947“ nach der Übernahme durch britische Soldaten und der vorübergehenden Ankunft in Haifa am 20.7.1947

Exodus_1947_after_British_takeover

Wikimedia Commons
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A5.4b). Gedenktafel an den St.-Pauli-Landungsbrücken in Hamburg

Gedenktafel_St._Pauli

Wikipedia
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A5.5. Durchbruch der Blockade Palästinas mit der United Nations durch jüdische Einwanderer und Landung in der Nähe von Naharija, 1948

Bundesarchiv_Naharija,_Landung_juedischer_Auswanderer

(Titel von Wikipedia) Alija Bet Wikipedia (Bundesarchiv)
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A5.6. Anhörung des libanesischen Außenministers Hamid Frangié als Vertreter der arabischen Staaten zur Zukunft Palästinas vor der UN-Kommission für Palästina (UNSCOP) am 22. Juli 1947 in Beirut

SPECIAL COMMITTEE ON PALESTINE – 38. Sitzung in Beirut, 22.7.1947.

1. Das Recht Palästinas auf Selbstbestimmung
Als die Balfour-Deklaration veröffentlicht wurde, die die Errichtung einer jüdischen nationalen Heimstätte vorsah und den Weg für die zionistische Immigration öffnete, bildeten die Araber 93% der Bevölkerung von Palästina. Die Deklaration, die keinesfalls als rechtsgültig für das arabische Palästina angesehen werden kann, ignorierte zu jenem Zeitpunkt wie auch in der Folgezeit das Recht Palästinas auf Selbstbestimmung. […] Als Partner der siegreichen Alliierten 1918 hatten sie [= die Araber] das Recht. sich der Freiheit zu erfreuen, für die die Alliierten gekämpft hatten. Aber die Freiheit, nach der sie strebten und für die sie gekämpft hatten, wurde ihnen verweigert, und zwar aus Gründen, die mit ihrer Sache nichts zu tun hatten. […]
Der Text des Mandats für Palästina sah die Errichtung einer jüdischen nationa-len Heimstätte vor und öffnete die Tür für die Einwanderung und Niederlassung auswärtiger Juden in Palästina. […] Im Bemühen, ihre verlorene Freiheit und Un-abhängigkeit wiederzuerlangen, fanden sich die palästinensischen Araber dazu gezwungen, nicht nur das Joch der fremden Kontrolle abzuschütteln, sondern auch gegen das Eindringen einer fremden Bevölkerung zu kämpfen, deren Endziel es war, sie in eine sekundäre Position in ihrem eigenen Land zu zurückzudrängen. […]
Während die Charta des Völkerbundes den Zweck des Mandats dahingehend festlegt, den Interessen des Mandatsgebietes zu dienen, und vom Mandatsträger verlangt, es zur Unabhängigkeit zu führen, sieht der Text des Palästinamandats vor, Palästina unter solche politischen, administrativen und ökonomischen Bedin-gungen zu stellen, dass die Errichtung einer jüdischen nationalen Heimstätte gesi-chert ist. Derselbe Artikel der Charta sieht die Konsultation der Einwohner der Mandatsgebiete vor.  Die Einwohner Palästinas wurden nicht konsultiert. […]

 

 

2. Bedrohungen für den Frieden im Nahen Osten
Anfangs war die Zionistische Bewegung damit zufrieden, Palästina nur als Zufluchtsstätte in Betracht zu ziehen. Dann verlangte sie eine nationale Heimstätte. Als sie das bekommen hatte, dachte sie bereits an die Erweiterung ihres Gebietes und die Gründung eines Staates inmitten des Staates Palästina, mit seinen eigenen Institutionen und Finanzen, seiner eigenen Wirtschaft und eigenen Armee. Jetzt planen die Zionisten einen Jüdischen Staat auf palästinensischem Gebiet zu errichten, einen Staat, der das ganze Palästina umfassen wird. Und noch bevor sie das erreicht haben, suchen sie bereits, sich weiter auszudehnen auf Kosten der benachbarten arabischen Staaten. […] Der Zionismus beschränkt sich jedoch nicht auf reine Propaganda zugunsten seiner expansionistischen Projekte auf Kosten der arabischen Länder. Sein Plan beinhaltet auch Terrorismus, sowohl in Palästina als auch in anderen Ländern. […]
Die Regierungen der arabischen Staaten sind der Meinung, dass jeder Plan, der eine Teilung Palästinas beinhaltet, den Palästinakonflikt nicht nur nicht lösen, son-dern ihn verschärfen wird. Jeder in Palästina errichtete jüdische Staat würde un-vermeidlich zu einem Zentrum der Intrige und Sammelpunkt für alle zionistischen Kräfte, die gegen die arabischen Länder eingesetzt werden. Die Regierungen der arabischen Staaten werden unter keinen Umständen der Erlaubnis zur Etablierung des Zionismus in Gestalt eines autonomen Staates auf arabischem Territorium zustimmen, in den Hunderttausende von ausländischen Einwanderern strömen würden. Sie möchten hier erklären, dass sie sich sicher sind, dass die Teilung Palästinas und die Schaffung eines Jüdischen Staates nur zu einem Blutvergießen und zu Unruhen im gesamten Nahen Osten führen würden. […]
Die einzig mögliche Lösung […], die den Konflikt beenden könnte, wäre […] eine freie Regierung auf der Basis der proportionalen Vertretung zu bilden und allen Juden, die die palästinensische Staatsbürgerschaft  auf legalem Wege erlangt haben, dieselben Rechte wie den arabischen Staatsbürgern zuzuerkennen. Die Araber, die immer meinten, dass die jüdischen Einwanderer, die sich in Palästina seit dem Beginn des Mandats niedergelassen haben, nicht als palästinensische Staatsbürger angesehen werden könnten, möchten durch diese Vorschläge ihren Geist der Versöhnung unter Beweis stellen, der sie bewegt, und ihren innigsten Wunsch, die Schwierigkeiten auszuräumen. […]

United Nations General Assembly, A/AC.13/PV.38, 4 August 1947 / Unites Nations Information System on the Question of Palestine, UNISPAL Übers.: W.G.
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A5.7. Teilungsbeschluss der Vereinten Nationen vom 29.11.1947 (Text)
Resolution 181 der UN-Vollversammlung
Abstimmung: Ja. 33  / Nein: 13  / Enthaltung: 10.

TEILUNGSPLAN MIT WIRTSCHAFTSUNION

TEIL I. Künftige Verfassung und Regierung Palästinas

A. BEENDIGUNG DES MANDATS, TEILUNG UND UNABHÄNGIGKEIT
1. Das Mandat für Palästina endet so bald wie möglich und in jedem Fall spätestens am 1. August 1948.
2. Die Streitkräfte der Mandatsmacht werden schrittweise aus Palästina abgezo-gen, wobei der Abzug so bald wie möglich abzuschließen ist, in jedem Fall spätestens am 1. August 1948. Die Mandatsmacht unterrichtet die Kommission so lange wie möglich im Voraus von ihrer Absicht, das Mandat zu beenden und jedes Gebiet zu räumen. Die Mandatsmacht tut alles, um sicherzustellen, daß ein in dem Ho-heitsgebiet des jüdischen Staates gelegenes Gebiet, einschließlich eines Seehafens und eines Hinterlandes mit ausreichenden Möglichkeiten für eine beträchtliche Einwanderung, zum frühestmöglichen Zeitpunkt und in jedem Fall spätestens bis zum 1. Februar 1948 geräumt ist.
3. Zwei Monate nach Abschluß des Abzugs der Streitkräfte der Mandatsmacht, in jedem Fall spätestens am 1. Oktober 1948, entstehen in Palästina ein unabhängiger arabischer Staat und ein unabhängiger jüdischer Staat sowie das in Teil III dieses Plans vorgesehene internationale Sonderregime für die Stadt Jerusalem. Die Grenzen des arabischen Staates, des jüdischen Staates und der Stadt Jerusa-lem sind die in den Teilen II und III beschriebenen Grenzen. {…]
 

Beschlossen in der UN-Vollversammkung am 29.11.1947 unter Beteiligung der inzwischen unabhängigen arabischen Staaten (votierten dagegen). Resolution 181 (III)  UN
Vgl. Wikipedia

B. VORBEREITENDE MASSNAHMEN ZUR UNABHÄNGIGKEIT
[..] 10. Die verfassunggebende Versammlung eines jeden Staates arbeitet eine demokratische Verfassung für den betreffenden Staat aus […]. Die Verfassungen der Staaten müssen die Bestimmungen der Kapitel 1 und 2 der in Abschnitt C vor-gesehenen Erklärung enthalten sowie unter anderem Vorschriften über: […] 
c) die Annahme der Verpflichtung seitens des Staates, in seinen internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines anderen Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Verein-ten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt zu unterlassen;
d) die Gewährleistung gleicher Rechte, ohne Diskriminierung, in bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen und religiösen Angelegenheiten sowie des Genusses der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich der Religionsfreiheit, der Freiheit der Sprache, der Rede- und Pressefreiheit, der Freiheit des Unterrichts, der Versammlungs- und der Vereinigungsfreiheit, für alle Personen;

 

 

C. ERKLÄRUNG
KAPITEL 1 Heilige Stätten, religiöse Gebäude und Plätze
1. Die bestehenden Rechte in bezug auf Heilige Stätten und religiöse Gebäude oder Plätze werden in keiner Weise beeinträchtigt. 2. Was die Heiligen Stätten betrifft, so wird der freie Zugang, der freie Besuch und der freie Transit im Ein-klang mit den bestehenden Rechten […] gewährleistet. […]
KAPITEL 2 Religiöse Rechte und Minderheitenrechte
1. Die Gewissensfreiheit und die freie Entfaltung aller Formen der Religionsaus-übung werden allen gewährleistet, unter dem einzigen Vorbehalt der Aufrechter-haltung der öffentlichen Ordnung und der Sittlichkeit.
2. Zwischen den Einwohnern wird keinerlei Unterschied aufgrund der Rasse, der Religion, der Sprache oder des Geschlechts gemacht. […]

 

 

D. WIRTSCHAFTSUNION UND TRANSIT
[…] 2. Die Palästinische Wirtschaftsunion hat folgende Ziele:
a) Schaffung einer Zollunion;
b) Schaffung eines gemeinsamen Währungssystems mit einem einzigen Wech-selkurs;
c) Betrieb von Eisenbahnen, Straßenverbindungen zwischen den Staaten, Post- und Fernmeldediensten sowie von Häfen und Flughäfen, die in den internationalen Handel einbezogen sind, im gemeinsamen Interesse und auf der Grundlage der Nichtdiskriminierung;
d) gemeinsame wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere hinsichtlich Bewäs-serung, Landgewinnung und Bodenerhaltung;
 e) Zugang beider Staaten und der Stadt Jerusalem zu Wasser und Energiequel-len auf der Grundlage der Nichtdiskriminierung.
3. Es wird ein Gemeinsamer Wirtschaftsrat gegründet, bestehend aus je drei Ver-tretern der beiden Staaten sowie drei ausländischen Mitgliedern, die vom Wirt-schafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen ernannt werden. […]

 

 

TEIL II Grenzen […] [Siehe Karte von Anlage A]

[...]

TEIL III Die Stadt Jerusalem / A. SONDERREGIME
Die Stadt Jerusalem wird als corpus separatum unter einem internationalen Son-derregime errichtet und von den Vereinten Nationen verwaltet. Der Treuhandrat wird damit betraut, die Aufgaben der Verwaltungsbehörde im Namen der Vereinten Nationen wahrzunehmen. […]

Resolution der Generalversammlung verabschiedet am 29.11.1947, 181 (II). Deutscher Übersetzungsdienst, Vereinte Nationen, New York, Februar 1993. Online
Gemeinfrei

 

 

A5.8 a) Bevölkerungsverteilung 1947

 

 

Araber

Juden

 

Arabischer Staat

725.000

98,64%

10.000

1,36%

Jüdischer Staat

407.000

45%

498.000

55%

International (Jerusalem)

105.000

51,2%

100.000

48,8%

Gesamt

1.237.000

67,05%

608.000

48,8%

 

Negev-Wüste: 50.000 nomadische Beduinen. - Galt als Reservoir für weitere Ansiedlungen
 

 

Nicht berücksichtigt: Die illegale Einwanderung 1939-45, die vielleicht 80-100.000 Menschen gelang, die in der demographischen Statistik nicht auftauchen konnten.
 

 

 

 

cf. Kim Wünschmann: Palästina als Zufluchtsort der europäischen Juden bis 1945, Bundeszentrale für politische Bildung BpB, 16.9.2014

 

 

b) Ergänzung: Alija Bet (illegale Einwanderung)

Insgesamt standen den Juden 120 Schiffe zur Verfügung, die 142 Überfahrten von Südeuropa nach Palästina unternahmen, so dass bei über 100.000 Flüchtlingen im Schnitt rund 1.000 Passagiere pro Schiff reisen konnten, manche Schiffe nahmen aber auch ein Vielfaches davon auf und waren entsprechend hoffnungslos überladen, was zu zum Teil unhaltbaren Zuständen an Bord führte. Zu diesen Schiffen gehörten die Struma, oder die bekannte Exodus, die am 11. Juli 1947 mit nicht weniger als 4.515 Passagieren in Sète in Südfrankreich ablegte.

Alija Bet Wikipedia
Gemeinfrei
 

UN_Palestine_Partition_Versions_1947

Links:
a) UN-Teilungsplan, Resolutiion 181 der UN-Vollversammlung vom 29.11.1947.
UN Palestine Plan of Partition Wikipedia
Gemeinfrei

Rechts:
b) Jüdischer Landbesitz in Palästina 31.12.1944.
Weitz-Lifshitz, Jewish Agency, Maps relating to the Report of the Anglo-Aermikan Committee of Enquiry Regarding the Problems of European Jewry and Palestine

Die blaue Farbe kennzeichnet Landbesitz des Jewish National Fund, grün den anderer Besitzer (Gesellschaften oder privat). Einfache Schraffierungen (nur bei Vergrößerung sichtbar) kennzeichnet Anteile an gemeinsamem Land (d.h. zusammen mit Arabern), doppelt schraffierte Flächen Konzessionen (Leihgaben) von Staatsland.
Palestine Index to Villages and Settlements,,, Wikipedia
Gemeinfrei

A5.9a/b. Karte UN-Teilungsplan für Palästina vom 29.11.1947) /Jüdischer Landbesitz in Palästina 31.12.1944

Wikipedia (Artikel)

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Hier warten wir noch auf Genehmigungen für Quellen

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“Bürgerkrieg” vor dem Krieg: Ende 1947 bis Frühjahr 1948

Aufgrund der arabischen Reaktionen auf den Teilungsbeschluss - Nichtanerkennung und Widerstand mit Gewalt - war klar, dass die Frage einer Existenz Israels im Sinne des UN-Beschlusses durch einen Krieg entschieden werden würde. Beide Seiten bereiteten sich darauf vor. Auf der arabischen Seite wurden Truppen aus Freiwilligen aufgestellt wurden, zu einem erheblichen Teil aus benachbarten Ländern, da dies als gemeinsamer arabischer Kampf verstanden wurde. Die jüdische Seite war zunächst gespalten zwischen der Haganah (“Verteidigung”), der offiziellen bewaffneten Truppe, die seit dern 1920 zur Selbstverteidigung aufgebaut wurde und aus der später die israelische Armee wurde, und terroristischen Untergrundgruppen, zuvorderst der Etzel und Lehi (Lechi) (Abkürzungen), die vom extremistischen Flügel des Zionismus kamen, der im Gegensatz zur offiziellen jüdischen Vertretung des UN-Teilungsplan ebenfalls nicht anerkannte, weil einen weitergehenden Anspruch erhob.

Bei dieser militärischen Konfrontation vor dem eigentlichen Krieg, der nach der Staatsgründung Israels durch Kriegserklärungen aller arabischen Nachbarstaaten begann, handelte es sich um einen nicht erklärten “Bürgerkrieg”. Der Begriff passt eigentlich nicht, da es sich nicht um einen militärischen Konflikt innerhalb eines Volkes handelte, wenn auch innerhalb eines Landes, aber selbst dies nicht einmal genau, insofern auf arabischer Seite viele Kämpfer von außerhalb kamen.

In diesem unerklärten Krieg galten schon im Prinzip auch keine Regeln des Kriegs- oder humanitären Rechts. Die jüdischen Extremisten gingen nicht weniger grausam vor als die arabischen Täter im Massaker von Hebron (siehe oben).und die arabischen Milizionäre wiederum nicht anders als die jüdischen im Massaker von Deir Yassin (siehe hier unten). Die Haganah hielt sich jedoch von terroristischen Aktionen zurück und David Ben Gurion ließ die Etzel-Terroristen sogar durch die Haganah bekämpfen (vgl. den Fall des Schiffes Altalena, das Waffen an Land bringen sollte). Im Übergang vom inoffiziellen zum offiziellen Krieg verschwanden diese Differenzen unter dem Druck der Lage und die ehemaligen Untergrundkämpfer wurden in die israelische Armee integriert.

Klar war für die zionistische Seite und für die Haganah jedoch auch, dass, wenn die Gegenseite den Staat Israel grundsätzlich verhindern wollte, sie selbst auch nicht nur an die Verteidigung des im UN-Teilungsplans vorgesehenen Territoriums gebunden war. Dies galt vor allem für die Eroberung des Weges nach Jerusalem und die Stadt selbst.

A5.12. Arabische Milizionäre:
Arabische Befreiungsarmee Ende 1947 (?)  / Armee des Heiligen Krieges Jan. 1948

Die Arabische Befreiungsarmee (Arab Liberation Army, ALA) wurde im Nov. 1947 in Syrien im Auftrag der Arabischen Liga von Fawzi al-Qawuqji (Fausi al-Kawukdschi) gegründet. Im Januar folgte die Gründung der Armee des Heiligen Krieges durch Abd al-Qadir al-Husseini im Auftrag des Ex-Muftis von Jerusalem. 
Infos Wikipedia (jeweils unterschiedlich deutsch / englisch): Arabische Befreiungsarmee Wikipedia, Arab Liberation Army Wikipedia / Armee des Heiligen Krieges Wikipedia, Army of the Holy War Wikipedia

Die Arabische Liga wollte den beabsichtigten Krieg zur Verhinderung des jüdischen Staates nicht offiziell und mit regulären Truppen beginnen, solange das britische Mandat noch in Kraft war (siehe oben, A5.9). So betrachtete sie die ALA als eine inoffizielle Miliz der Arabischen Liga. De facto waren damit der “Bürgerkrieg” nicht nur ausländische arabische Kämpfer beteiligt, sondern im Hintergrund auch die arabischen Staaten.

All dies wurde damals geheim gehalten. Alle Informationen stammen von Zeugen oder aus archivierten Dokumenten, siehe:
Cf. Yoav Gelber: Palestine 1948. War, Escape and the Emergence of the Palestinian Refugee Problem. Brighton / Portladn (Sussex Academic Press) 2001, 2006, S. 45-50. (Ch. 3: The Arab League’s Intervention).
Avraham Sela: A troubled bond. The Palestinian-Arabnatiional movement and the Arab states, in :Michael J. Cohen (Hrsg.): The British Mandate in Palestine. A Centenary Volume, 1920-2020. London / New York (Routledge) 2020,  S 149-151 .The Arab League and the Palestine Question: from patronage to appropriation).

 

Arab_volunteers    

 Arab volunteers. - Zuordnung nicht ganz klar, vermutlich zur “Armee des Heiligen Krieges”.
Foto von  Abdulrazzaq Badran, palästinensicher Kriegsreporter der ägyptischen Zeitschrift Al-Hilal (Der Halbmond Wikimedia Commons

 

 

Husseini_1948-klein

Foto: “Early in January 1948 Abd al-Qadir al-Husseini returned to Palestine after an exile of ten years, and began organizing Palestinian resistance to the forcible partition of Palestine. He is seen here (standing center) with aides and Palestinian irregulars, Jerusalem district, February 1948.“
Walid Khalidi. "Before their Diaspora". Institute for Palestine Studies. 1984. Palestine Liberation Organisation Information Center Archives. 2/11. Wikimedia Commons
 

A5.13. Etzel oder Irgun, jüdische Untergrundmiliz / Haganah, “offizielle” Miliz der jüdischen Selbstorganisation

Die Hagana (oder Haganah) (”Verteidigung”) entstand nach und nach aus der Selbstverteidigung der jüdischen Siedlungen nach den gewalttätigen Konfrontationen, v.a. nach dem Massaker von Hebron (siehe A2.5.). Aus ihr ging später die israelische Armee hervor. Wikipedia
IZL oder Etzel (Abkürzung für Irgun Zwai Leumi - “Nationale Militärorganisation”), auch nur Irgun genannt, war eine bewaffnete Untergrundorganisation der jüdischen Extremisten, die mit der zionistischen Mehrheit gebrochen hatten und radikalere politische Vorstellungen hatten. Wikipedia. Von ihr spaltete sich dann wieder ein noch radikalerer Flügel ab, Lehi.(gesprochen Lechi). Wilkipedia.

 

Irgun-4-1

 

 

 

 

I

 

 

Irgun fighters pictured in 1948. Public Domain
Center for Israel Education

 

Haganah_fighters-1947

Haganah fighters, 1947.Wikimedia Commons
 

 

Etzel House, Museum der Organisation am Strand zwischen Tel Aviv und Jaffa
 

Etzel_House2

(C) Fotos. (W, Geiger, 2013. (Weiterverwendigung nur mit Genehmigung)

A5.14. Bürgerkriegsphase und erste Kriegstage im Mai 1948

Zones_controlled_by_Yishuv_by_the_20may48_gerWikipedia Gemeinfrei

 

Etzel_House1

Etzel_House3

Inschrift am Haus und Vergrößerung des Emblems der Organisation mit dem Territorium des ursprünglichen Mandats Palästina, auf das sie Anspruch erhoben. Der Hinweis auf die „Befreiung von Jaffa“ bezieht sich auf den Unabhängigkeitskrieg 1948. Die Terrorgruppe hatte am 25.4.1948 durch einen Angriff auf Jaffa und die damikt beabsichtigte Massenpanik ca. 90% der arabischen Bevölkerung vertrieben.

Links: Jüdisch (militärisch) kontrolliertes Territorium im Dezember 1947 (blau) und Zugewinn bis 20. Mai 1948 (hellblau)
 

 

Palestine_Land_in_Jewish_Possession_as_at_31.12.44

A5.10. Stellungnahme des Arabischen Hohen Komitees zum UN-Teilungsbeschluss für Palästina vom 29.11.1947

UNITED NATIONS PALESTINE COMMISSION
Stellungnahme von Mr. Isa Nakhleh, Vertreter des Arab Higher Committee, übermittelt an den Generalsekretär am 6.2.1948
[…] 7. Die Delegation des Arabischen Hohen Komitees bleibt dabei, dass die Empfehlung der Teilung auch im Widerspruch zum Buchstaben und Geist der Charta der Vereinten Nationen steht. Die arabischen Delegationen haben dies in ihren Adressen an das Ad Hoc Komitee  und die [UN-]Versammlung ausführlich behandelt. Ihre Argumente waren unwiderlegbar aber Machtpolitik ignorierte all diese Logik, Vernunft und Richtigkeit ihrer Argumente und es gab De-legationen, die unberechtigtem Druck und Einfluss ausgesetzt wurden, Empfehlungen zu geben, die der Charta Hohn sprechen.
8. Die Vereinten Nationen haben keine Rechtshoheit die Teilung Palästinas anzuordnen oder zu empfehlen. Es gibt nichts in der Charta, das eine solche Autorität garantierte, folglich ist die Empfehlung der Teilung ein ultra vires [Überschreitung der Kompetenzen] und deshalb null und nichtig.[…]
 

Das Arab Higher Committee wurde von der UN de facto als Vertretung der arabischen Einwohner des Mandats Palästina anerkannt.

 

 

 

 

 

10. Es ist der Wunsch der Delegation des Arabischen Hohen Komitees, hier nochmals zu versi-chern, dass die Araber Palästinas die Balfour-Deklaration, das Mandat von Palästina oder ir-gendeine Situation, die daraus hervorgeht oder davon abhängt, nicht anerkennen können. Die Tatsache, dass ihrem Lande internationale fremde Einwanderer mit Gewalt aufgezwungen werden, betrachten sie als nichts anderes als einen Akt von Aggression und Invasion, egal, ob von den Juden selbst unternommen via Großbritannien oder von den Vereinten Nationen. Die Dele-gation der Arabischen Hohen Komitees erwartet deswegen, dass es die Pflicht der Vereinten Nationen ist, die besagte Aggression zurückzunehmen und diese Invasion zu stoppen. Die Schaffung eines jüdischen Staates in einem arabischen Territorium ist mehr als eine Invasion oder Aggression, es ist beispiellos in der Geschichte, verletzt seine Integrität und unterwirft sein Land und sein Volk fremder jüdischer Herrschaft.
 

 

V11. In ihrer Stellungnahme an das Ad Hoc Komitee vom 29. September ließ unsere Delegation keinen Zweifel an den arabischen Reaktionen: „Die Araber von Palästi-na sind somit fest entschlossen, sich mit allen Mitteln, über die sie verfügen, je-dem Plan zu widersetzen, der eine Zerstückelung, Abtrennung oder Teilung ihres kleinen Landes vorsieht, oder der einer Minderheit aufgrund des Glaubens besondere Rechte oder einen Status der Bevorteilung gibt. Sie werden sich solchen Plä-nen widersetzen mit demselben Eifer und derselben Opferbereitschaft wie jedes andere Volk unter denselben Umständen. Es ist uns bewusst, dass große Mächte, wenn sie es so wünschen, mit brutaler Gewalt solch eine Opposition zerschlagen könnten. Aber das Bewusstsein darüber wird uns nicht davon abbringen den Bo-den unseres geliebten Landes bei der rechtmäßigen Verteidigung eines jeden Quadratzentimeter davon mit dem letzten Tropfen unseres Blutes zu düngen. Diese feierlichen Worte wurden von den Zionisten und den sie unterstützenden Mächten [= GB und USA] als leere Drohungen abgetan. Die Ereignisse in Palästina seit Ende November sind nur der Anfang dieser Tragödie. Bereits mehr als 1000 Menschen sind getötet und über 2000 verletzt worden.[…]
 

 

13. In Schlussfolgerung dessen möchte das Arabische Hohe Komitee folgendes betonen:
(a) Die Araber Palästinas werden niemals die Gültigkeit der erpressten Te-lungsempfehlungen oder die Autorität der Vereinten Nationen sie zu geben anerkennen.
(b) Die Araber Palästinas betrachten jeden Versuch seitens der Juden oder irgendeiner Macht oder Gruppe von Mächten einen jüdischen Staat auf arabischem Territorium zu etablieren als einen Akt der Aggression, gegen den es gewaltsamen Widerstand in Selbstverteidigung geben wird.
(c) Es ist sehr unklug und fruchtlos irgendeine Kommission zu bitten zu Palästina fortzufahren, weil nicht ein einziger Araber mit der besagten Kommission zusammenarbeiten wird.
(d) Die Vereinten Nationen oder ihre Kommission sollten nicht den Fehler begehen zu glauben, dass ihre Anstrengungen für den Teilungsplan irgendeinen Erfolg haben werden. Es wird weitaus besser für den ruinierten Ruf dieser Organisation sein dieses Abenteuer nicht zu beginnen.
(e) Dem Ruf der Vereinten Nationen wird besser gedient, wenn solch eine Ungerechtigkeit nicht verstärkt, sondern aufgegeben wird.
(f) Es besteht die Entschlossenheit eines jeden Arabers in Palästina mit allen Mitteln Widerstand gegen die Teilung dieses Landes zu leisten.
(g) Die Araber Palästinas haben feierlich vor den Vereinten Nationen, vor Gott und der Geschichte erklärt, dass sie sich niemals einer Macht unterwerfen oder ihr erlauben die Teilung Palästinas zu erzwingen. Der einzige Weg die Teilung herbei-zuführen ist sie zuerst hinauszuwerfen – Männer, Frauen und Kinder.

UN The Question of Palestine UNISPAL Übers. W.G
Gemeinfrei.
 

 

A5.11. Telegramm des US-Botschafters Tuck in Ägypten an den US-Außenminister

Geheim
US-Dringend

Kairo, 3. Dezember 1947 - Nachmittag.
[...] Gestern wurde ich von König Faruk in einer Audienz empfangen, um Konteradmiral Ellery Stone vorzustellen. Bei der Ankunft wurde Palace* darüber informiert, dass der König vor dem Treffen mit Stone ein privates Gespräch mit mir führen wollte.
Der König sagte, er wolle mich offen darüber informieren, dass Ägypten nach dem UNO-Beschluss in voller Übereinstimmung mit den anderen arabischen Ländern beabsichtige, sich der Teilung Palästinas mit Waffengewalt zu widersetzen. Ägypten werde keine militärischen Schritte unternehmen, bevor die britischen Streitkräfte Palästina verlassen hätten, da es keine weiteren Schwierigkeiten mit Großbritannien wünsche. […]
Der König erklärte, dass es möglich sei, dass die Araber in den ersten Phasen des jüdisch-arabischen Konflikts anfängliche Rückschläge erleiden könnten, da es jüdische Elemente gebe, die am Weltkrieg teilgenommen hätten und über umfangreiche Kommandoerfahrung verfügten. Er äußerte jedoch die Überzeugung, dass die Araber die Juden auf lange Sicht gründlich besiegen und aus Palästina vertreiben würden. […]
Der König erklärte daraufhin, dass zwischen Ägypten und den anderen arabischen Ländern völliges Einvernehmen über die angesichts der Situation zu treffenden Maßnahmen bestehe und dass nach einem längeren Gespräch, das er am Vortag mit Azzam Pascha, dem Generalsekretär der Arabischen Liga, geführt habe, Anweisungen an andere arabische Hauptstädte ergangen seien, um die militärischen und wirtschaftlichen Pläne zur Vorbereitung auf den Konflikt zu koordinieren. [...]

Office of the Historian, Foreign Relations of the United States, 1947, The Near East and Africa, Volume V Document 901,
867N.01/12–347: Telegram. Online Gemeinfrei

 

* Offenbar ein Mitarbeiter und Begleiter des Botschafters.

 

 

 

 

 

A5.15. “Plan Dalet” - systematische Vertreibung?

“Plan D” der Haganah ist eine inzwischen legendär-berüchtigte Richtlinie zur Vorbereitung auf den Kampf im “Bürgerkrieg” , die im März 1948 iin ihrer letzten Version ausgegeben wurde. Palästinensische Autoren haben schon früh drauf aufmerksam gemacht und Plan Dalet als Beweis für die von vorherein beabsichtigte und geplante Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus dem von Israel beanspruchten Gebiet (die Nakba) angegeben. Verstärkt in die Diskussion kam dies in einem wesentlich weiteren Kreis seit den Publikationen des israelischen anitzionistischen Historikers Ilan Pappe, der in Plan Dalet die Grundlagen für die “ethnische Säuberung Palästinas” und zugleich den Beweis dafür sieht.

Es geht an dieser Stelle wohlgemerkt nicht darum zu klären, was Flucht war und was Vertreibung, oder welche militärischen Vorgehensweisen erlaubt sind oder nicht und welche Gewalttaten im Einzelnen tatsächlich stattfanden,  sondern ob die Nakba so von der zionistischen bzw. israelischen Führung in diesem Dokument geplant war.
 

Ilan Pappe: Die ethnische Säuberung Palästinas. Frankfurt a.M. (Zweitausendeins) 2007.

Vgl. auch in diesem Sinne Wikipedia

Der Text von Plan Dalet vom 10.3.1948 ist heute verschiedentlich online zugänglich. Der Plan stellt zu Beginn klar:

Einleitung

(a) Das Ziel dieses Plans ist es, die Kontrolle über die Gebiete des hebräischen Staates zu gewinnen und seine Grenzen zu verteidigen. Er zielt auch darauf ab, die Kontrolle über die jüdischen Siedlungs- und Konzentrationsgebiete, die sich außerhalb der Grenzen [des hebräischen Staates] befinden, gegen reguläre, semi-reguläre und kleine Kräfte zu erlangen, die von Basen außerhalb oder innerhalb des Staates operieren. [...]

Grundannahmen

Dieser Plan basiert auf den folgenden Grundannahmen:

(a) Der Feind
1. Erwartete Zusammensetzung der Streitkräfte:
Die semi-regulären Kräfte der der Arabischen Liga* angeschlossenen Befreiungsarmee, die von bereits besetzten oder in Zukunft zu besetzenden Stützpunkten aus operieren.
Die regulären Streitkräfte der Nachbarländer, die eine Invasion über die Grenzen hinweg starten oder von Stützpunkten innerhalb des Landes aus operieren werden (die Arabische Legion).(3)
Kleine lokale Streitkräfte, die von Stützpunkten innerhalb des Landes und innerhalb der Grenzen des hebräischen Staates aus operieren oder operieren werden.
Alle drei Streitkräfte werden nach einem gemeinsamen Einsatzplan gleichzeitig aktiviert und stimmen sich manchmal taktisch ab. [...]

Die entscheidende Passage für die Vertreibungsdiskussion ist folgende:
 

 

 

* Die Arabische Liga hat erst ab dem 15.5. durch die offizielle Kriegserklärung mit regulären Streitkrärften eingegriffen. Die “Arabische Legion” Jordaniens tat dies schon in begrenztem Umfang im Frühjahr 1948.
(W.G.)

(3) Dabei handelte es sich um eine von Großbritannien befehligte und finanzierte Armee von König Abdallahs Transjordanien, deren Einheiten bis zum Ende des Mandats am 15. Mai 1948 unter dem Befehl der britischen Armee in Palästina dienten.

 

[Aus der Darstellung der Verteidigungs- und Sicherungsmaßnahmen]

b) Konsolidierung der Verteidigungssysteme und Befestigungen
Die folgenden Maßnahmen müssen durchgeführt werden, wenn das feste Verteidigungssystem wirksam sein soll und wenn die Rückseite dieses Systems geschützt werden soll:
1. Besetzung von Polizeistationen (6)
2. Kontrolle der Regierungseinrichtungen und Bereitstellung von Dienstleistungen in jeder Region.
3. Schutz der sekundären Verkehrsadern.
4. Durchführung von Operationen gegen feindliche Bevölkerungszentren, die sich innerhalb oder in der Nähe unseres Verteidigungssystems befinden, um zu verhindern, dass sie von einer aktiven Streitkraft als Stützpunkte genutzt werden.
Diese Operationen lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen:
- Zerstörung von Dörfern (Brandlegung, Sprengung und Verminung der Trümmer), insbesondere von Bevölkerungszentren, die nur schwer dauerhaft zu kontrollieren sind.
- Durchführung von Such- und Kontrollaktionen nach folgenden Richtlinien: Einkreisung des Dorfes und Durchsuchung (7) innerhalb des Dorfes. Im Falle von Widerstand müssen die bewaffneten Kräfte vernichtet und die Bevölkerung außerhalb der Staatsgrenzen vertrieben werden.
- Die auf die oben beschriebene Weise geräumten Dörfer müssen in das feste Verteidigungssystem einbezogen und gegebenenfalls befestigt werden.

Wenn kein Widerstand geleistet wird, dringen die Garnisonstruppen in das Dorf ein und beziehen dort oder an Stellen, die eine vollständige taktische Kontrolle ermöglichen, Stellung. Der befehlshabende Offizier der Einheit beschlagnahmt alle Waffen, Funkgeräte und Kraftfahrzeuge im Dorf. Darüber hinaus nimmt er alle politisch verdächtigen Personen fest. Nach Rücksprache mit den [jüdischen] politischen Behörden werden Gremien eingesetzt, die sich aus Personen des Dorfes zusammensetzen, um die internen Angelegenheiten des Dorfes zu verwalten. In jeder Region wird eine [jüdische] Person ernannt, die für die Regelung der politischen und administrativen Angelegenheiten aller [arabischen] Dörfer und Bevölkerungszentren verantwortlich ist, die innerhalb dieser Region besetzt sind. [...]

MidEastWeb Historical Documents Plan D., March, 10 1948 Gemeinfrei
 

 

(6) Diese "Polizeistationen" waren in Wirklichkeit Festungen, von denen die Briten nach dem arabischen Aufstand von 1936-39 in ganz Palästina fünfzig errichteten, um die arabische Bevölkerung zu kontrollieren.

(7) In der ursprünglichen Übersetzung wurde das Wort "Srika" mit "Durchkämmen" übersetzt. Der Hinweis bezieht sich auf die Suche nach feindlichen Kräften.

Anmerkungen in Klammern von den heutigen Herausgebern des Dokuments

A5.16. Das Massaker von Deir Yassin am 9.4.1948 - Gegenüberstellung der beiden Narrative im PRIME-Projekt

Aus der synoptischen Gegenüberstellung der beiden historischen Narrative beim Peace Research Institute in the Middle East (PRIME) 2003.
Die Konfrontation der beiden Positionen in diesem Buch stellt nicht symmetrisch zwei national(istisch)e Narrative äquidistant gegenüber, denn die israelische Seite kam der palästinensischen stärker entgegen als umgekehrt. Nichtsdestotrotz wird das Projekt auf beiden Seiten von offizieller Seite abgelehnt.
Militärischer Kontext des Geschehens: Im Kampf um Jerusalem war die Eroberung des Korridors dorthin vom Westen aus ein strategisches Ziel der Israelis. Deir Yassin, nordwestlich vor Jerusalem, lag in dieser Zone und sollte eingenommen werden. Vgl. die weitere Darstellung auf Wikipedia.

 

Vgl. auch die Darstellung auf Wikipedia sowie im Interview mit Benny Morris: Der erste arabisch-israelische Krieg, Bundeszentrale für politische Bildung, 28.3.2008 BpB

a) Israelisches Narrativ:
‚[…] Außerdem kam es zu einer Reihe von Massakern, Diebstählen und Vergewaltigungen durch jüdische Kämpfer. Am bekanntesten wurde in diesem Zusammenhang Deir Jassin, ein Dorf in der Nähe von Jerusalem, wo mehr als 250 Araber [1] von Angehörigen der Etzel und Lechi (Irgun und die Stern-Gruppe)[2] umgebracht wurden. Natan Yellin-Mor [3]  reagierte auf dieses Massaker:
Wenn ich mich daran erinnere, was zum Massaker an meiner Mutter, meiner Schwester und anderen Angehörigen meiner Familie geführt hat [4] , dann kann ich dieses Massaker nicht akzeptieren. Ich weiß, dass solche Dinge in der Hitze des Kampfes passieren, und ich weiß, dass diejenigen, die diese Dinge tun, sich das nicht im Vorhinein vorgenommen haben. Sie töten, weil ihre Kameraden getötet oder verwundet worden sind und sie dafür auf der Stelle Rache nehmen wollen. Aber wer sagt ihnen, dass sie darauf stolz sein sollten?
Naveh, Eyal und Bar-Navi, Eli: Moderne Zeiten. Tel Aviv: 1999, 2.Teil, S. 228. [Hebr.]
 

[1] Eine aus propagandistischen Gründen von den Tätern selbst weit überhöhte Zahl, vgl. die gegenüberstehende palästinensische Version. Die dort genannte Zahl entspricht langen Recherchen dazu.

[2] LECHI, auch LHI, eine Abspaltung von der ETZEL in den 1940er Jahren, nach ihrem Anführer Avraham Stern von den Briten als Stern Gang bezeichnet. Wikipedia

[3] Nathan Yellin-Mor (urspr. Friedman) war ein führendes Mitglied der Lechi und am Massaker von Deir Yassin zumindest indirekt beteiligt. Später wechselte in Israel die Seiten und wurde zum Pazifisten der Gruppe Peace Now.

4] Gemeint ist deren Ermordung im Holocaust in Litauen, woher er stammte.

 

b) Palästinensisches  Narrativ:
Eines der berüchtigtsten Massaker war das von Deir Jassin am 9. April 1948. Mehr als 100 Märtyrer wurden dabei getötet, Dutzende verletzt. Die verbliebe nen Einwohner wurden, nachdem sie Folter und unmenschlicher Behandlung ausgesetzt worden waren, gezwungen das Dorf zu verlassen. Ein junger Mann aus Deir Jassin gibt wieder, was ihm seine Mutter darüber berichtet hat:
Meine Mutter floh mit meinen beiden kleinen Brüdern, von denen einer ein Jahr, der andere zwei Jahre alt war. Auch meine Tanten und deren kleine Kin der waren dabei. Als die Juden sie auf der Straße sahen, wollten sie meine kleinen Brüder und die Kinder meiner Tanten töten. Meine Mutter und meine Tanten flehten sie an und sagten zu ihnen: „Wir geben euch alles Gold und Geld, das wir haben, aber tut unseren Kindern nichts.“ Die Juden antworteten ihnen nicht, sondern töteten meine Brüder und meine Cousins. Sie sagten: „Geht jetzt und sagt allen, was ihr mit angesehen habt.“
Auf diese Weise wollten die zionistischen Banden Angst und Schrecken unter den Arabern verbreiten und sie zwingen, ihre Dörfer zu verlassen – insbesondere nach dem Massaker von Deir Jassin. Als zionistische Banden in der Nacht des 20. April 1948 das Dorf Zir’in angriffen, riefen sie während des Angriffs: „Kadima, kadima (vorwärts, vorwärts) Deir Jassin, Deir Jassin.“ Solche Ausrufe lösten bei jedem Bür-ger, der sie hörte, schreckliche Alpträume aus. Sie brachten viele Leute dazu, um ihre Ehre und ihre Kinder zu fürchten und wegzugehen.

Peace Research Institute in the Middle East/Berghof Conflict Research: Das Historische Narrativ des Anderen kennen lernen. Palästinenser und Israelis. März 2003, deutsche Übersetzung 2009, S. 27f. Online Berghof
 

M5.17. Ergänzungen

a) Überfall auf den Hadassah-Konvoi

Vier Tage nach dem Massaker von Deir Yassin verübten palästinensische Attentäter als Vergeltung einen Anschlag mit Handgranaten auf einen Konvoy von Fahrzeugen des Hadasssah-Krankenhauses in Jerusalem. 77 jüdische Insassen kamen ums Leben, darunter viele Ärzte und Krankenschwestern.

b) Massaker von Gush Etzion

Das Massaker von Gush Etzion (oder Kfar Etzion) am 13.5.1948, einem Kibbutz auf halben Weg zwischen Jerusalem und Hebron auf dem für den arabischen Staat vorgesehenen Gebiet, kann als umgekehrtes Pendant zu Deir Yassin gesehen werden (auch wenn die Ereignisse im Detail nicht genau gleich waren), hat aber bei Weitem nicht die internationale Aufmerksamkeit bekommen.

Am 12. Mai begann der militärische Angriff auf das Hauptkibbutz Kfar Etzion der miteinander verbundenen Kibbutzim (Gush Etzion heißt “Etzion-Block) durch die palästinensische Miliz und die Arabische Legion aus Jordanien, die seit einiger Zeit schon vor dem Beginn des offiziellen Krieges in der Region Jerusalem zum Einsatz kam und von dem britischen Offizier John Bagot Glubb, genannt Glubb Pasha, kommandiert wurde.

Aufgrund der arabischen Übermacht kapitulierten die verbliebenen jüdischen Verteidiger, Haganah-Mitglieder und einfache Dorfbewohner, am 13. Mai, indem sie ihre Waffen niederlegten und sich auf einem freien Platz unbewaffnet mit erhobenen Händen versammelten. Dann wurde das Feuer auf sie eröffnet -  einer Aussage zufolge, nachdem ein Foto von ihnen gemacht wurde. Drei jüdische Kämpfer aus dem Kreis derjenigen, die im Hof erschossen wurden, überlebten, weil ein Mitglied der Legion sie rechtzeitig beiseite bringen konnte. Bei der Plünderung des Kibbutz wurden weitere Bewohner erschossen. Insgesamt wurden wohl über hundert Unbewaffnete erschossen, die genaue Zahl ist unklar, die Berichte gehen weit auseinander, wie auch bei Deir Yassin. Die Täter vom Gush Etzion sollen im Eindringen in das Dorf  “Deir Yassin!” gerufen haben.

W. G.
 

Vgl. im Artikel zu Deir Yassin von Wikipedia (s. oben), sowie im Interview mit Benny Moris (s. oben).

Ausführlich: Hadassah medical convoy massacre Wikipedia

cf. Benny Morris: The Road to Jerusalem. Glubb Pasha, Palestine and tjhe Jews. London (Tauris) 2002. S. 135-140.

Benny Morris:1948. The First Arab-Israelian War. New Haven / London (Yale Univ. Press) . 2008, S.169-171.

 

 

 

 

 

M5.18. Zwei Terroranschläge im Februar 1948

Zusammenfassung aus dem Buch von Benny Morris

In der Nacht vom 1. Februar platzierten zwei zu den arabischen Milizionären und Terroristen übergelaufene britische Polizisten einen britischen Armeelastwagen mit Sprengstoff vor dem Haus der Palestine Post in Jerusalem. Der Sprengstoff stammte von Fawzi al-Kutub [1], einer zentralen Figur der “Armee des Heiligen Krieges”. Die Explosion forderte einen Toten und zwanzig Verletzte.
Der nächste Anschlag war weitaus gravierender. Wieder spielten britische Überläufer mit, die mit sechs Mann mehrere Armee-LKWs und einen gepanzerten Wagen Kutub zur Verfügung stellten. “Am Morgen des 22. Februar fuhr der Konvoi zur Ben Yehuda Street im Herzen des jüdischen Teils von Jerusalem, sie schärften die Bomben, erschossen einen verdächtigen Wachmann, gingen in das gepanzerte Auto und fuhren davon.” Die Explosion der LKWs brachte vier Gebäude zum Einsturz und forderte 58 Todesopfer und 32 Schwerverletzte. Daraufhin zogen rachelüsterne Mitglieder der jüdischen Terrorgruppen Etzel und Lehi durch die Straßen und töteten 16 britische Soldaten und Polizisten.

Benny Morris: Righteous Victims. A History oft he Zionist-Arab Conflict, 1881-1999. New York (Knopf), 1999, S. 201.

 

[1] Zu Fawzi al-Kutub im Artikel „Armee des heiligen Krieges“ bei Wikipedia mit weiterführenden Links.

Wird weiter ergänzt...

 

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Übersicht:

A5.1. Aus dem Bericht des Englisch-Amerikanisches Untersuchungskomitees, Lausanne, 20.5.1946
Geographische Bedingungen und demographische Auswirkungen (Besiedlung)
A5.2. Ankunft des Flüchtlingsschiffes „Theodor Herzl“ in Haifa am 14.4.1947 (Foto)
A5.3. Anhörung eines Vertreters der Jewish Agency, Moshe Shertok, zur Zukunft Palästinas vor der UN-Kommission für Palästina (UNSCOP) in Jerusalem am 16. Juli 1947
A5.4a) Das Flüchtlingsschiff .„Exodus 1947“ nach der Übernahme durch briti-sche Soldaten und der vorübergehenden Ankunft in Haifa am 20.7.1947 (Foto)
       b) Gedenktafel an den St.-Pauli-Landungsbrücken in Hamburg (Foto)
A5.5. Durchbruch der Blockade Palästinas mit der United Nations durch jüdische Einwanderer und Landung in der Nähe von Naharija, 1948
A5.6. Anhörung des libanesischen Außenministers Hamid Frangié als Vertreter der arabischen Staaten zur Zukunft Palästinas vor der UN-Kommission für Palästina (UNSCOP) am 22. Juli 1947 in Beirut
A5.7. Teilungsbeschluss der Vereinten Nationen vom 29.11.1947 (Text)
A5.8 a) Bevölkerungsverteilung 1947
         b) Ergänzung: Alija Bet (illegale Einwanderung)
A5.9a/b. UN-Teilungsplan für Palästina vom 29.11.1947(Karte) /Jüdischer Landbesitz in Palästina 31.12.1944 (Karten)
A5.10. Stellungnahme des Arabischen Hohen Komitees, einer von der UN aner-kannten Vertretung der Palästinenser, zum UN-Teilungsbeschluss für Palästina vom 29.11.1947
A5.11. Telegramm des US-Botschafters Tuck in Ägypten an den US-Außenminister
„Bürgerkrieg“ vor dem Krieg: Ende 1947 bis Frühjahr 1948
A5.12 Arabische Milizionäre: Arabische Befreiungsarmee Ende 1947 (?) / Armee des Heiligen Krieges Jan. 1948 (Text/Fotos)
A5.13 Etzel oder Irgun, jüdische Untergrundmiliz / Haganah, „offizielle” Miliz der jüdischen Selbstorganisation (Text/Fotos)
A5.14. Bürgerkriegsphase und erste Kriegstage im Mai 1948 (Karte)
A5.15. “Plan Dalet“ - systematische Vertreibung?
A5.16. Das Massaker von Deir Yassin am 9.4.1948 – Gegenüberstellung der beiden Narrative im PRIME-Projekt. a) Israelisches Narrativ, b) Palästinensisches Narrativ

A5,17. Ergänzungen. a) Überfall auf den Hadassah-Konvoi, b) Massaker von Gush Etzion
A5.18. Zwei Terroranschläge im Februar 1948 (Zusammenfassung)

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